Pfarrkirche St. Bartholomäus in Erisdorf

Geschichtliches

Bereits in der Zeit von 1360 wird in Erisdorf historisch von einer Kirche oder Kapelle berichtet. Auf intensive Nachforschungen bestätigte das Diözesanmuseum Rottenburg, dass bereits am 20. August 1410 die erste Altarweihe durch Weihbischof Heinrich IV. in der St. Bartholomäuskirche stattfand. 230 Jahre später erschien eine weitere Niederschrift über die Kirche, deren Altäre während des 30-jährigen Krieges entweiht worden sein sollen.

Umfangreiche Umbauten und Renovierungen veränderten im Laufe der Zeit Zug um Zug das Erscheinungsbild des Gotteshauses. So wurde 1710 der halbrunde Chor angebaut, gefolgt von Renovierungsarbeiten im Jahre 1756. Durch großherzige Stiftungen erhielt die Kirche bei diesem Umbau einen Hochaltar und das Altarbild des berühmten Malers Franz Joseph Spiegler. Im Jahr 1860 erfolgten erneut umfangreiche Renovierungsarbeiten, welche dem Innenraum ein barockes Aussehen bescherten, worauf bereits 1896 und 1922 erneut vergrößert wurde. Bei der Altarweihe am 26. Juli 1923 durch Weihbischof Dr. Johann Baptist Sproll aus Rottenburg wurden die Reliquien des hl. Gaudentius und Faust in den Hauptaltar sowie die Reliquien der Märtyrer Severanus und Faustina in die beiden Nebenaltäre eingelassen und konsekriert.

Große und bahnbrechende Renovierungsarbeiten veränderten während des Umbaus 1962-64 nicht nur den Innenraum der Pfarrkirche. So wurde das ehemalige Kreuzschiff der Kirche zu einem normalen Längsschiff umgebaut. Die Kanzel und die Kommunionbank wurden entfernt, der Mittelgang durch durchgehende Bankreihen und der hölzerne Hochaltar durch einen Altar aus Stein ersetzt, welcher von Domdekan Dr. Wurm geweiht wurde. Für die künstlerische Innenausstattung zeichnete Margot Eberle aus Ulm. Unter großer Anteilnahme feierte die Gemeinde anlässlich der Einweihung ihr Patrozinium, das Fest des Apostels Bartholomäus.

Barocke Darstellungen von Maria und Josef (links neben dem Chorbogen)

1917 fielen drei der damals vier Glocken dem Krieg zum Opfer und mussten zur Herstellung von Kanonenkugeln abgeliefert werden. Erst im Jahre 1965 folgte die Weihe der drei neuen Glocken. Geweiht wurde die erste Glocke dem Märtyrer Bartholomäus, die zweite Glocke den vier Evangelisten Matthäus, Markus, Lukas und Johannes und die dritte Glocke der Muttergottes. Die Orgelweihe fand im darauffolgenden Jahr statt.

Im August 2009 wurde mit der letzten umfangreichen Innenrenovierung begonnen. Dabei erhielt der Innenraum wieder einen Mittelgang, die Heiligenfiguren wurden neue positioniert und die Einrichtung wurde technisch dem neuesten Stand angepasst. Die künstlerische Gestaltung lag nach einem Wettbewerb zur Altarraumgestaltung in den Händen von Rudolf Kurz aus Ellwangen. Den Abschluss bildete am 14. März 2010 die Altarweihe mit Weihbischof Dr. Johannes Kreisler. In seiner Predigt stellte er fest: „Eucharistie heißt Danksagung“, und Erisdorf müsse dankbar für seine vielen talentierten ehrenamtlichen Helfer sein, die große Eigenleistungen während der Renovierung erbrachten.

Das Altarbild (1721) von Franz Joseph Spiegler 

Das große Altarbild von Franz Joseph Spiegler

Franz Joseph Spiegler stammte zwar nicht aus Riedlingen, sondern wurde 1691 in Wangen im Allgäu geboren, hatte jedoch in den Jahren seinen aktivsten Schaffens (1729-1752) mit seiner Familie sowohl seinen ständigen Wohnsitz als auch seine Werkstätte in Riedlingen und verstarb 1757 in Konstanz. Er schuf Altarbilder und besonders spätbarocke Deckenfresken von kühner, kraftvoller Raumwirkung. Wer sein Hauptwerk kennenlernen will, dem sei ein kleiner Ausflug zur berühmten Klosterkirche nach Zwiefalten empfohlen, wo die monumentalen Deckenfresken von ihm stammen.

Die Spitalpflege Riedlingen erteilte 1721 dem Maler den Auftrag, für Erisdorf ein Altarbild in Öl zu malen. Das Ölbild, das er hierfür schuf, zeigt im oberen Drittel Maria mit dem kleinen Jesus, umgeben von den heiligen Franziskanermönchen Franziskus, Antonius und Johann Capistran sowie den heiligen Nikolaus mit seinem Attribut der Bischofsmitra, die eine Putte zeigt. In der unteren Bildhälfte sind die Heiligen Bartholomäus und Johann von Nepomuk zu sehen. Die Gesichtszüge des heiligen Nepomuk gleichen denen von Spieglers St. Josef in Bronnen.

Nach der Renovierung 1964 erhielt das Kunstwerk des Barockmalers Franz Joseph Spiegler nicht mehr seinen ursprünglichen Platz im Altarraum, sondern wurde etwas verloren an der rechten Chorseite oberhalb der Sakristeitüre angebracht. Nach dem jüngsten Umbau bildet dieses Meisterwerk der sakralen Ölmalerei wieder den zentralen Blickfang für den Kirchenbesucher.

Der mehrfach umgestaltete Chorraum heute

Die vielfach umgebaute Pfarrkirche St. Bartholomäus

Pietà im hinteren Teil der Kirche