Pfarrkirche St. Johannes Evangelist in Dürmentingen

Historie

Historische Dokumente lassen den Schluss zu, das wahrscheinlich schon im Jahr 802 an Stelle der heutigen Kirche ein christliches Gotteshaus gestanden hat, also bereits lange vor der ersten gesicherten urkundlichen Erwähnung des Ortes Dürmentingen aus dem Jahr 961. Von dieser ersten Kirche am Ort, die zum Kloster Reichenau gehörte, ist heute nichts Sichtbares mehr übrig geblieben. In der Zeit der Gotik wurde ein Nachfolgebau fertig gestellt, von dem heute noch der Chor und der untere Teil des Turmes erhalten sind. 1496 wurde diese Kirche Maria und Johannes Evangelist geweiht.

1535 kam Dürmentingen – ebenso wie das Kloster Reichenau – in den Besitz des Bischofs von Konstanz. Im Dreißigjährigen Krieg wurde die Kirche stark beschädigt und geplündert. 1654 – 1655 erfolgte die Restauration. Mit der Säkularisation 1803 fiel die Kirche zunächst dem Großherzogtum Baden zu, bevor sie 1807 in den Besitz des Königs von Württemberg überging. 1806 wurde das gotische Kirchenschiff abgerissen und im damaligen Empirestil neu auf aufgebaut.1818 wurde die Kirche der neugeschaffenen Diözese Rottenburg geweiht. 1866 wurden ein neuer Hochaltar und ein Chorgestühl eingebaut, 1875 dann neue Seitenaltäre und eine Kanzel.

1953 – 1958 erfolgte bei der Heilbronner Glockengießerei Bachert die Neuanschaffung des sechsstimmigen Geläuts, das wie fast überall seit dem Zweiten Weltkrieg fehlte.

Eine große Veränderung erfuhr die Kirche bei der Erweiterung in den Jahren 1961 bis 1964. Das Kirchenschiff wurde abgerissen und in verbreiterter und verlängerter Form wieder neu errichtet. Um auf der Westseite den stark abfallenden Hang auszugleichen, wurde dort ein Untergeschoss gebaut, der heutige Johannessaal mitsamt seinen Nebenräumen. Im Zuge dieses Umbaus erhielt die Kirche auch ihre heutige Orgel, ein Instrument mit zwei Manualen und 2318 Pfeifen der Firma Späth in Ennetach sowie neue Glasfenster nach Entwürfen von Professor Geyer, Ulm, im Chor und an der Westfassade. Große Teile der Innenausstattung aus dem 19. Jahrhundert wurden wieder entfernt.  Diese Purifizierung sollte jedoch noch nicht die letzte Umgestaltung sein.

Die Modernisierung 2006 war ebenfalls sehr umfassend. Der gesamte Chorraum wurde neu gestaltet mit neuem Altar, Ambo und Tabernakel inklusive passender Sedilien. Weitere Kunstwerke fielen der Neugestaltung zum Opfer und technisch wurde das Gotteshaus auf den Stand der Zeit gebracht mit einer statischen Überarbeitung des Dachstuhls, dem Einbau einer neuen Heizung in der gesamten Kirche inklusive einer Fußbodenheizung im Chorraum, automatisch lüftenden Fenstern sowie einer Überarbeitung aller Bänke.

Der 2006 neu gestaltete Chorraum mit Ambo, Altar und Tabernakel aus Botticino Marmor, gefertigt von Joachim Maria Hoppe aus Thaining/Bayern

Ausstattung

Die drei Buntfenster im Chor (Entwurf: Prof. Geyer, Ulm, Ausführung: H. Deininger, Ulm, 1963) sollen als Dreiheit die Dreifaltigkeit darstellen. Links der Heilige Geist über den sieben Posaunenengeln, die in der Offenbarung des Johannes das letzte Gericht ankündigen. Im mittleren Fenster eine Hand als Symbol für Gottvater, darunter Jesus als Weltenkönig und Weltenrichter. In seiner Rechten trägt er die sieben Sterne, Sinnbilder des Lebens aus der Gnade als Kind Gottes. Aus seinem Mund ragt ein zweischneidiges Schwert hervor, das sowohl erbarmende als auch richtende Wort Gottes. Unter seiner linken Hand sieht man sieben goldene Leuchter, in der Offenbarung Sinnbild der christlichen Gemeinden, über die Jesus sein Hand hält. Unter dieser Darstellung eine kniende Person, der Apostel Johannes, vor einem Engel, der ihm gerade das Kommende offenbart. Darunter eine Szene der Kreuzigung Jesu: links Maria, rechts der Apostel Johannes. Im rechten Fenster symbolisiert oben das Lamm Jesus, darunter sind sieben Engel zu sehen, die die Schalen des Zornweins über die Welt ausgießen, wie es im 16. Kapitel der Offenbarung beschrieben wird.

Die Chorraumfenster (1963) von Prof. W. Geyer, Ulm

Das große Bild im Chorraum rechts ist das Werk „Sieben Zufluchten“ (1729) von Franz Josef Spiegler, Wangen i. A., und zeigt die vor allem in Süddeutschland in der Barockzeit weit verbreiteten sogenannten sieben Zufluchten: die heilige Dreifaltigkeit, der gekreuzigte Christus, der eucharistische Christus, Maria, die Erzengel, Heilige und die armen Seelen im Fegefeuer.

Im Kirchenschiff rechts neben dem Chorbogen befinden sich Figuren der Apostel Paulus (mit Schlüssel) und Johannes (beide spätes 15 Jahrhundert), links vom Chorbogen eine Marienfigur. Sie ist eine Nachbildung des Bildschnitzers Hasenmäule aus Biberach. Auch die Ölgemälde der Kreuzwegstationen im Stil des Barock sind Nachahmungen eines alten Zwiefalter Originals.

Die Figuren des hl. Antonius und des hl. Wendelin an den Seitenwänden hinten im Schiff stammen von Bildhauer Willy Veit aus Lindau.

Mittig im hinteren Teil der Kirche, vor der Westfassade, steht ein Taufstein der Bildhauerin Margot Eberle aus Ulm. Der Deckel wurde aus Bronze gegossen, mit einem Kreuz als Griff. Das große, vor allem in Blautönen gehaltene Buntglasfenster mitten in der Westfassade der Kirche zeigt im unteren Teil einen Täufling im Wasser, auf den der Heilige Geist in Form einer Taube herabkommt. Im oberen Teil des Fensters, erkennt man die Buchstaben IHS, die für Jesus stehen.

Nordwestansicht der Kirche

Bild „Sieben Zufluchten“ (1729) des Malers Franz Josef Spiegler (1691-1757)